Autoritarismus reloaded
Autorenworkshop
11.-14.Juni 2009, “Haus auf der Alb”, Bad Urach
Der Workshop beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Organisationsformenm Entwicklungsprozessen und Staat-Gesellschafts-Beziehungen in modernen autoritären Systemen. Ziel des Workshops ist die systematische Aufarbeitung einer Debatte, die in der Vergleichenden Politikwissenschaft trotz grosser empirischer Relevanz nur ungenügend geführt wird. AutorInnen haben die Möglichkeit, empirische und theoriegeleitete Beiträge zu präsentieren; Neben Einzelfallstudien sollen vor allem vergleichende und Regionen übergreifende Arbeiten diskutiert werden.
Der Workshop wird veranstaltet von Holger Albrecht (Assistant Professor, American University in Cairo, Department of Political Science) und Rolf Frankenberger (Wissenschaftlicher Angestellter, Universität Tübingen, Institut für Politikwissenschaft) in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg.
Anmeldung:
Wir laden AutorInnen ein, eine kurze Zusammenfassung ihrer Beiträge (ca. 400 Wörter) bis spätestens 10.Februar 2009 einzureichen bei: rolf.frankenberger@uni-tuebingen.de und albrecht@aucegypt.edu
Beiträge für den Workshop haben einen Umfang von ca. 7000-8000 Wörtern und sind bis 31.Mai 2009 einzureichen
Veranstaltungsort ist das Haus auf der Alb, Tagungsstätte der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg. Kosten für Unterkunft und Verpflegung werden durch die Landeszentrale übernommen. Die Veranstalter bemühen sich um weitere Fördermittel.
Hier kann der komplette Call for Papers heruntergeladen werden
Thematik des Workshops:
Autoritäre politische Systeme sind außerhalb der OECD-Welt auch im neuen Jahr-tausend ein bedeutsames empirisches Phänomen. Zum einen scheinen sie entgegen aller Hoffnungen der Demokratisierungsforschung in den 1990er Jahren eine Kon-stante der real existenten politischen Systemtypen zu bleiben. So werden von Free-dom House 2007 43 Länder (22%) als ‚nicht frei’ eingestuft; weitere 60 (31%) Länder gelten als ‚teilweise frei’.
Durch die kritische Auseinandersetzung mit einem engen Transitionsparadigma, das systemische Transformationsprozesse weitgehend auf Demokratisierungsprozesse reduziert hatte, wandte sich die politikwissenschaftliche Systemforschung hauptsäch-lich der Ausdifferenzierung verschiedener Analyseraster für Demokratien mit Adjektiven zu. Mit dem Fokus auf die Qualität von Demokratie wird jedoch die Tatsache ausgeblendet, dass eine Vielzahl empirischer Fälle gar keine Demokratien ausgebil-det haben oder politische Liberalisierungsprozesse bereits im Ansatz scheiterten und deren Ergebnisse durch die Analysemuster der Demokratie- und Demokratisierungs-forschung kaum analytisch fassbar sind. Durch die Konzentration auf die „helle Seite” einer wahrgenommenen Grauzone zwischen Demokratie und Diktatur wurde lange Zeit die „dunkle Seite” vernachlässigt.
Ziel des Workshops ist es, diese dunkle Seite zu beleuchten. Mögliche Kernfragen der Beiträge lauten: Welche Funktionslogiken liegen den Strukturen und Institutionen autoritärer Systeme zugrunde? Durch welche Systemerhaltungsmechanismen zeich-nen sich autoritäre Systeme aus? Warum überdauern manche autoritären Systeme, andere nicht? Was sind die autoritären Kerneigenschaften politischer Systeme, und in welcher Weise dominieren diese in Transitions- und Hybridsystemen? Wie äußert sich die Interdependenz formeller und informeller Mechanismen in der Funktionswei-se politischer Institutionen?
Ein weiteres Ziel ist die Diskussion über konzeptionelle und begriffliche Lücken in der Autoritarismusforschung; dies erhält seine Bedeutung vor allem im Zusammenhang der typologischen Abgrenzung autoritärer Systeme – gegenüber Demokratien, aber vor allem gegenüber ‚hybriden’ Regimetypen.
Der Workshop trägt damit der Fragmentierung unterschiedlicher Forschungsansätze über autoritäre Systeme Rechnung. Gleichzeitig sollen Ideen und Ansätze sowie em-pirische Erkenntnisse gebündelt werden, die den Weg für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema weisen könnten. Demnach lassen sich die Beiträge in drei Kernbe-reiche kategorisieren:
1. Die strukturelle Dimension von Systemen, Regimen und Institutionen
2. Das Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft in autoritären Systemen
3. Wandel und Reform: Die prozessuale Dimension autoritärer Systeme
Es ist geplant, die Ergebnisse des Workshops in einer Buchpublikation zusammenzu-fassen, die sich entlang der geschilderten Teilbereiche gliedert. Darüber hinaus ist mit dem Kooperationspartner, der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg, ein Sonderheft einer Fachzeitschrift geplant.