Der Hochschultag 2011 im Rahmen der Didacta stand unter dem Motto „Studierfähigkeit heute“. Dort und in einem Interview mit SWR2 stellte Rolf Frankenberger den Studierfähigkeitstest des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Tübingen als Best-Practice Beispiel vor.
Doch was bedeutet Studierfähigkeit heute eigentlich? Sicherlich: Sprachkompetenz in den Sprachen Deutsch und Englisch sowie mathematische und formal-logische Fähigkeiten. Dafür ist die Note der Hochschulzugangsberechtigung ein guter Indikator. Aber auch: Selbstverantwortlichkeit und Eigenständigkeit. Und: stärker fachspezifische Kompetenzen. Für die Politikwissenschaft (und andere Fächer) sind dies etwa:
- Argumentationsfähigkeit, – nicht nur Thesen aufzustellen, sondern diese auch empirisch begründen und belegen zu können.
- Schnelle Auffassungsgabe.
- in Zusammenhängen denken zu können und Querverbindungen erkennen zu können.
- Analytisches Denken und Urteilsfähigkeit.
Fachspezifische Kompetenzen prüft das Institut für Politikwissenschaft sehr erfolgreich über einen eigenen Studierfähigkeitstest. Ein Beispiel:
Bei der Begutachtung bewerten die Korrekturteams die inhaltliche Seite der Antwort, Darstellung und Logik der Argumentation und die eigene Positionierung. Bei der Motivationsfrage wird die die Plausibilität der Begründung bewertet.
Der Einsatz lohnt sich. Denn so können BewerberInnen mit einem sehr guten Test ihre Chancen verbessern. Und der Test zeigt, welche Voraussetzungen und Vorstellungen die potentiellen und künftigen Studierenden mitbringen. Dadurch können die einführenden Veranstaltungen ganz anders auf die Bedürfnisse abgestimmt werden.
Denn auch wenn der Studienerfolg nach wie vor stark Selbstverantwortlichkeit und Eigenständigkeit abhängt, so unterliegen sowohl Anforderungen und Rahmenbedingungen als auch Ansprüche und Qualifikationen der StudienbewerberInnen ganz unterschiedlichen Veränderungsprozessen.
So werden die Studierenden durch die Bologna-Reformen etwa mit einem permanenten Leistungsabruf konfrontiert, der dem schulischen System auf den ersten Blick sehr ähnelt und zu veränderten Erwartungshaltungen führt, denen die Universität mit ihrer Logik von Lernen und Lehren nicht entsprechen kann und soll.
Auch wenn durch die Umstellung von Bildungsplänen und die Integration von Fach- und Projektarbeiten vieles angepackt wurde, ließe sich die Studierfähigkeit deutlich verbessern: So sollten Selbständigkeit, kritisches Analysieren und reflektierendes Argumentieren in Schule, Familie und Gesellschaft stärker gefördert werden.
Vor allem wäre eine engere Vernetzung von Schule und Universität anzustreben. Denn oft haben die StudienanfängerInnen nur unzureichende Vorstellungen davon, wie es an einer (Massen-) Universität zugeht. Beispiele und Pilotprojekte gibt es. Stellvertretend für die systematische Vernetzung von Schule und Hochschule sei hier das Projekt UNI TRAINEES (link: http://www.uni-due.de/uni-trainees/projekte/index.shtml) genannt.
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