Demokratie-Monitoring Baden Württemberg vorgestellt

Am 06.05.2015 wurden die Ergebnisse des Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg 2013/14 im Landtag der interessierten Öffentlichkeit und den Abgeordneten des Landtags vorgestellt.

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(c)kdbusch; Baden-Württemberg Stiftung

Im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung hatten Forscherteams der Universitäten Tübingen, Freiburg, Mannheim und Stuttgart die “Qualität” der Demokratie untersucht. In der Eröffnungsrede betonte Landtagspräsident Wilfried Klenk MdL die Bedeutung aktiver Bürgerinnen und Bürger für die Qualität der Demokratie. Und die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung Gisela Erler verwies auf die Notwendigkeit, die Demokratie nicht nur zu vitalisieren, sondern auch regelmäßig ihren Entwicklungsstand zu prüfen.

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©kdbusch; Baden-Württemberg Stiftung

 In der von Daniel Buhr, Josef Schmid und mir durchgeführten Tübinger Teilstudie wurden insgesamt 275 Personen nach lebensweltlichen Bezügen und Mustern politischer Interessen, Orientierungs- und Handlungsmuster gefragt. Und es wurde untersucht, welche Auswirkungen diese auf Demokratie, Demokratiebewertung und die politische Beteiligung haben. Die Interviews dauerten zwischen 12 Minuten und zwei Stunden. Bei der Auswahl der Gesprächspartner wurden sowohl regional-siedlungsräumliche als auch sozio-demographische Kriterien berücksichtigt, um größtmögliche Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse zu erreichen.

Die Studie bestätigt die These einer Pluralisierung politischer Lebenswelten. Es finden sich insgesamt sieben Lebenswelten, die sich in drei unterschiedliche Gruppen zusammenfassen lassen:

  • Unpolitische und Distanzierte bilden die politikfernen Lebenswelten.
  • Gemeinwohlorientierte, Elektorale und Macher sind drei zentrale delegative Lebenswelten.
  • Mitgestalter und Mitbestimmer konstituieren die partizipatorischen Lebenswelten.

Wie Abbildung 1 zeigt, unterscheiden sich diese Lebenswelten nicht nur im Verständnis von Demokratie und Politik, sondern auch hinsichtlich der Partizipationsniveaus und -formen. Und sie sind unterschiedlich häufig zu finden, wie die Größe der jeweiligen Ellipsen zeigt. Die Muster verweisen auf den dominanten Partizipationsmodus im Falle von Partizipation. Diagonale Muster verweisen auf soziale Partizipation, Karos repräsentieren politische Partizipation und Punkte kombinierte soziale und politische Partizipation. Partizipation kann dann in unterschiedlicher Kombination hinsichtlich der Formen und Themen auftreten.

Abbildung 1: Politische Lebenswelten

politische Lebenswelten

(c) Frankenberger, Buhr, Schmid

Da diese Lebenswelten sich nicht eindeutig über sozio-demographische oder sozio-ökonomische Variablen (z.B. Schicht) oder alltagsästhetische Segmentierungen (Milieus) fassen lassen, bietet die vorliegende Typologie ein erhebliches Potential für gezielte Politikberatung und die Gestaltung partizipativer Verfahren. Denn mit den identifizierten Idealtypen werden wichtige Vorstellungswelten und Handlungsmuster aus der Mitte der Gesellschaft kartiert.

(c)kdbusch; Baden-Württemberg Stiftung

(c)kdbusch; Baden-Württemberg Stiftung

Vor dem Hintergrund der unterschiedlich differenzierten alltagsweltlichen Vorstellungen von und Einstellungen zu Politik und Demokratie stellt sich erneut die Frage: Wie kann die Qualität der Demokratie verbessert werden?

  • Ganz zentral erscheint es, die Kenntnisse über Funktionsweisen und Zuständigkeiten im politischen System zu stärken – Stichwort Demokratieunterricht
  • Möglichkeiten zum Einüben demokratischer Praxis bieten, die auf den Lebensweltlichen Hintergrund zugeschnitten sind.
  • Mehr und unterschiedlichere Formen von Partizipationsmöglichkeiten wären dabei ein Weg.
  • Die systematische Kombination von repräsentativen und partizipatorischen Elementen ein anderer.
  • Nicht zuletzt sollte Politik wieder näher zu den Bürgerinnen und Bürgern gebracht werden sowie Individuelle UND gemeinwohlorientierte Bezüge gestärkt werden.

Literatur:

1 Response to “Demokratie-Monitoring Baden Württemberg vorgestellt”


  1. 1 Jürgen Plieninger May 24, 2015 at 2:49 pm

    Reblogged this on Politikwissenschaft@Tuebingen and commented:
    Hier ein Beitrag von Rolf Frankenberger zu einer von ihm und den Professoren Buhr und Schmid durchgeführten Teilstudie zum Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg 2013/2014.


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